Wie Fasten die Entgiftungsvorgänge der Leber unterstützt und die Lebensenergie beflügelt
"Fasten ist ein bedeutsames Lebertherapeutikum," schrieb bereits 1993 der wohl bekannteste Fastenarzt Dr. med. Hellmut Lützner in der ersten Ausgabe seines Buches Fasten- und Ernährungstherapie.
Eine Verbesserung der Leberbefunde wirkt sich positiv auf das Immunsystem und viele andere Begleitkrankheiten aus. Fasten als zeitlich begrenzter und freiwilliger Nahrungsverzicht, insbesondere das eiweißlose Fasten, ist der Schlüssel für den nachweisbaren therapeutischen Erfolg in einer Zeit der Eiweißmast.
Fasten ist weit mehr als die wirksamste und ungefährlichste Methode zur Gewichtsabnahme. Es ist der natürlichste Weg, Schlacken und Gifte auszuscheiden, die der Körper über viele Jahre gespeichert hat. Die inneren Selbstheilungskräfte werden durch Fasten aktiviert.
Dadurch, dass ein großer Teil der körpereigenen Energie beim Fasten nicht für die Verdauung verbraucht wird, wird Energie frei, die dem Körper für andere Prozesse zur Verfügung steht. Niemand könnte es besser beschreiben als Lützner selbst: "Der kranke Organismus braucht zur Genesung Zeit und Kraft für sich selbst. Die notwendige Energie für die Wiederherstellung kranker und für die Neubildung gesunder Zellen gewinnt er aus seinen körpereigenen Nahrungsdepots. Indem er fastet, spart er sich die Verdauungsarbeit, die 30 Prozent des gesamten Energieaufwandes beansprucht. Die freiwerdende Energie nutzt er für die Heilarbeit."
Fasten aktiviert die Selbstheilungskräfte
Die Leber als größtes Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan steht im Mittelpunkt des Fastenstoffwechsels. Sie steht in enger Beziehung zu vielen Krankheiten, die wir durch Fasten beeinflussen können (Abb. 45 Hellmut Lützner).
Die Erfahrungen der Überlinger Fastenkliniken ließen bereits in den 1960er und 1970er Jahren erkennen, dass Fasten ein Heilfaktor erster Ordnung für die kranke Leber ist. Sie zeigten, dass längeres Fasten eine hohe Normalisierungstendenz der Leberwerte bewirkt und dass die Furcht, Fasten könne für eine kranke Leber schädlich sein, aufgegeben werden darf. Im Gegenteil: Durch Kontrollbiopsien nach längeren Fastentherapien konnte Dr. Lützner während seiner langjährigen Praxistätigkeit bei seinen Patienten einen eklatanten Rückgang der Fetteinlagerungen sowie einen Rückgang des entzündlichen Zellanteils in der Leber erkennen.
Studien belegen, dass während des Fastens weniger freie Radikale entstehen und dass die Zellen beim Fasten einen bestimmten Enzymtyp verstärkt produzieren: die Sirtuine. Diese regeln den Stoffwechsel und beeinflussen Stressresistenz und Alterungsprozesse. Je mehr Sirtuine vorhanden sind, umso länger leben die Zellen. Der japanische Arzt Yoshinori Nagumo bezeichnet es daher als Gen der Zellregeneration. Er erklärt auch, was passiert, wenn das lebenswichtige Gen Sirtuin aktiviert wird: Kranke Körperteile können sich regenerieren, gesundes Gewicht stellt sich ein und die Haut wird verjüngt.
Auch in den USA weisen immer mehr Forschungsergebnisse, wie die von Prof. Dr. Valter Longo oder Prof. Mark Mattson, darauf hin, dass Fasten die Lebensspanne gezielt verlängert. Ebenso die Forschungsergebnisse im deutschsprachigen Raum , wie die von Prof. Dr. Detlef Ganten (langjähriger Leiter der Charité Berlin) oder Prof. Dr. Andreas Michalsen (Professor für klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin und Chefarzt des Zentrums für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin):
Sie belegen, dass Fasten die Immunabwehr stärkt und als Impuls für die Selbstheilung des Körpers fungiert. Wer regelmäßig fastet, lebt gesünder und länger. Der Ketonstoffwechsel und die Autophagie sind die Wirkmechanismen, die für diese guten Effekte des Fastens verantwortlich sind. In seinem Buch Heilen mit der Kraft der Natur hat Michalsen diesen Prozess anschaulich beschrieben: "Wenn wir hungern oder fasten, stellt sich der Stoffwechsel innerhalb weniger Tage um und verlangsamt sich - er verbraucht weniger Energie. Um wichtige Körperfunktionen zu erhalten, greift der Organismus auf seine Speicher zurück - zuerst auf das Glykogen in der Leber, dann auf das Fett der Fettpolster - und zu einem geringeren Anteil auf das Eiweiß der Muskeln und des Bindegewebes. Bei ihrer Umwandlung werden Glycerin und glukogene Aminosäuren freigesetzt, die nun Energie liefern, vor allem auch für das Gehirn, das relativ viel Energie benötigt."
Entgiftung - eine der wichtigsten Aufgaben der Leber
Allein schon das Weglassen von Alkohol und Medikamenten ist beim Fasten für die Leber ein therapeutischer Akt. Die Fastenden können wieder schlafen und fühlen sich so wohl, wie seit Jahren nicht mehr. Nach Dr. Lützner ist kaum ein anders Verfahren im Hinblick auf eine chronische ernährungsabhängige Erkrankung erfolgreicher als Fasten. Hinzu kommt, dass die Leber im Vergleich zu anderen Organen eine außergewöhnliche Regenerationsfähigkeit besitzt.
Unter den vielfältigen Aufgaben der Leber gehört die Entgiftung des Organismus zu den wichtigsten. Mit dem Blut der Pfortader gelangen neben den brauchbaren Dingen wie Fette, Aminosäuren, Kohlenhydrate, Vitamine etc. auch Substanzen in die Leber, die dem Organismus schaden können, wie z.B. Alkohol, Lebensmittelzusatzstoffe, Rückstände von Chemikalien, Medikamente etc. Diese Gifte werden so umgebaut, dass sie über die Nieren ausgeleitet werden können. Die dabei entstehenden Abbauprodukte sind zum Teil starke Zellgifte.
Neben dem Nahrungsverzicht kann die Leber auf vielfältige Weise während des Fastenprozesses bei der Entgiftung körpereigener und körperfremder Stoffe unterstützt werden. Auch die Entgiftung über andere Organe, z. B. über die Haut, entlastet die Leber in ihrer Arbeit.
Entgiftungsfördernde Maßnahmen beim Fasten
- erhöhte Wasserzufuhr (3-4 Liter stilles Wasser pro Tag)
- tägliche körperliche Bewegung, z.B. beim Wandern
- tägliche Einläufe (unterstützen die Darmgesundheit, wodurch wiederum weniger Giftstoffe in die Leber gelangen)
- Colon-Hydro-Therapie (1-2 Anwendungen während der Fastenwoche)
- Einnahme absorbierender Mineralerde (z.B. Bentonit oder Heilerde, jeweils täglich ein Teelöffel mit einem Glas Wasser)
- Einnahme von Bitterstoffen (z.B. durch Trinken von Wildkräutersmoothies oder den Verzehr von frisch gepflückten Wildkräutern, zur Unterstützung der Verdauungskraft)
- Leberwickel (feuchtwarme Umschläge zur Förderung der Durchblutung der Leber)
- Basenbäder (zur Begünstigung der Ausscheidung über die Haut)
- Bürstenmassagen (zur Verbesserung des Lymphflusses)
- Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen (Yoga, Qi-Gong etc., zur Reduktion emotionaler Belastungen, welche ebenso wie Stress die Leber stark in ihrer Funktionsfähigkeit beeinträchtigen)
- "Mediendiät" (die Leber reagiert wie kaum ein anderes Organ auf Wut, Ärger, Sorgen, Groll und viele andere Emotionen)
Energieschub und Fasteneuphorie
Fasten passt wieder zum Zeitgeist, denn wer lernt, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren und sich von innen zu verjüngen, erlebt einen regelrechten Energieschub, nicht selten bis hin zur so genannten Fasteneuphorie. Ab dem dritten bis fünften Tag sind die meisten Fastenden sehr positiv gestimmt und zufrieden. Glücksgefühle und Tatendrang stellen sich ein und das Gehirn wird besonders aktiv. Nach Prof. Dr. Michalsen liegen die Ursachen für diese emotionale Zufriedenheit beim Fasten zum einen in einer besseren Verfügbarkeit des Serotonins im Gehirn. Zum anderen werden auch Endorphine, die der Körper selbst herstellt, vermehrt vom Körper produziert.
Studien des US-amerikanischen Altersforschers Prof. Mark Mattson zeigen, dass Nervenwachstumsfaktoren maßgeblich dazu beitragen, dass das Gehirn gesund und bei guter Stimmung bleibt.
Der Anti-Aging-Effekt
Daneben bewirkt die geringe Kalorienzufuhr beim Fasten ein verjüngtes Aussehen, eine bessere Gedächtnisleistung und sogar ein längeres Leben.
Der Anti-Aging-Effekt kann mit Erkenntnissen aus der Autophagie erklärt werden. Der Prozess ist eine Art "Müllabfuhr" des Körpers, die bei Nahrungsentzugsphasen einsetzt. Dabei "fressen" geschädigte oder funktionslose Zellteile sich selbst und werden erneuert, was die Zellen gesund hält.
Zurück zur Steinzeit?
Fasten ist immer auch ein bisschen zurück zur Steinzeit: Der Mensch ist von Natur aus auf Fasten ausgelegt. Wir sind darauf programmiert, Durststrecken zu überwinden und können bis zu 40 Tage und mehr ohne Nahrung auskommen. In der Evolution des Menschen wechselten sich immer Zeiten der Nahrungsknappheit und des Überflusses ab. Heute leben wir in unserer westlichen Welt nur noch im Überfluss und das ist keinesfalls gut für unsere Gesundheit!
Der Körper braucht knappe Zeiten, um seine Widerstandskraft und seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren und sein volles Energiepotenzial auszuschöpfen. Fasten ist für den Körper wie ein Ölwechsel beim Auto.
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Fazit
Das Geheimnis liegt im Weglassen: Fasten ist ein genial einfacher Weg, alten Ballast loszuwerden und Körper und Geist zu entgiften. Weil weder Medikamente erforderlich noch schädliche Nebenwirkungen zu erwarten sind, ist diese natürliche Methode so interessant.
Regelmäßiges Fasten kann die Gesundheit optimieren und motiviert zudem, neue Gewohnheiten im Alltag umzusetzen. Der gesamte Organismus wird entlastet und eine neue Leichtigkeit kann sich einstellen. Der Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel, die reichliche Flüssigkeitszufuhr und die Förderung aller Ausscheidungsvorgänge - immer in Verbindung mit Bewegung und Entspannung - erweisen sich als schnell und hochwirksame Therapie.
Gute Langzeiterfolge sind auch in aussichtslos erscheinenden Fällen zu erzielen, wohl kaum aber ohne klinisch-stationäre Behandlung mit anschließender Rehabilitationsstrategie. Das Instrumentarium der klassischen Naturheilverfahren reicht dabei nicht nur aus, sondern ist anderen Verfahren oft sogar überlegen.
Es zahlt sich aus, Selbstverantwortung für den eigenen Körper zu übernehmen und die heilsamen und lebensverlängernden Fastenwochen regelmäßig in den Alltag zu integrieren - frei nach Dr. Hellmut Lützner, der in seinem Bestseller Wie neugeboren durch Fasten jedem Menschen empfiehlt, wenigstens einmal im Leben zu fasten.
In der heutigen schnelllebigen Gesellschaft müssen ständig Topleistungen erbracht werden. Doch wahren Erfolg es haben nur diejenigen Menschen, die gesund sind und sich klar auf ihr Ziel fokussieren können. Dabei hilft Entschleunigung. Schon der berühmte chinesische Philosoph Konfuzius sagte im 5. Jh. v. Chr.: "Wenn Du es eilig hast, gehe langsam." Fasten ist der natürlichste Weg, zu Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Susanne Behm
Literatur
- Susanne Behm, Leichter leben. Fasten beflügelt und erweckt ungeahnte Energien, Sudden Inspiration Verlag, 2017
- Dr. med. Hellmut Lützner, Fasten und Ernährungstherapie. 40 Jahre Erfahrung, Books on Demand, 2009
- Dr. med. Hellmut Lützner, Wie neugeboren durch Fasten, Gräfe und Unzer Verlag 2008 (Erstausgabe 1976)
- Prof. Dr. Detlef Ganten, Thilo Spahl, Thomas Deichmann, Die Steinzeit steckt uns in den Knochen. Gesundheit als Erbe der Evolution, Pieper Verlag, 2011
- Yoshinori Nagumo, Ein leerer Magen macht gesund. Wie wir ein machtvolles Gen aktivieren, 6. Aufl. Goldmann Verlag, 2014
- Prof. Dr. Andreas Michalsen, Heilen mit der Kraft der Natur. Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung. Was wirklich hilft, 8.Aufl. Insel Verlag, 2017
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Die Autorin
Susanne Behm ist ärztlich anerkannte Fastenleiterin und hat den Fastenhof Behm in der Mecklenburgischen Seenplatte 1999 gegründet und seither nach und nach aufgebaut. Durch ihre praktischen Erfahrungen im Bereich gesunder Lebensführung und ihre über 30-jährige eigene Fastenerfahrung kann sie den Bogen von der Theorie zur selbst gelebten Praxis schlagen.
Während ihrer Fastenwanderseminare hat sie in den letzten Jahren viele Erfahrungen gemacht, die sie dazu bewogen haben, ihre eigene Fasten-Methode, die Behm-Methode, zu entwickeln. Die Kombination der uralten Tradition des Fastens mit modernen Erkenntnissen enthält vier Komponenten:
- Shinrin Yoku (Waldbaden) wird beim täglichen Fastenwandern in der herrlichen Wald- und Seenlandschaft durch einfache Übungen unterstützt. Das 4-stündige Eintauchen in die Waldatmosphäre an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen hat einen durch Studien nachgewiesenen positiven Langzeiteffekt auf das Immunsystem.
- Grüne Wildkräuter-Smoothies unterstützen die Gewichtsabnahme und helfen Hungergefühle zu vermeiden. Dabei schmecken sie auch noch köstlich. Der hohe Anteil an Chlorophyll, Vitaminen, Mineralien, Enzymen, Sekundärstoffen und Antioxidantien bewirkt eine hohe innere Zufriedenheit und Vitalität. Die verschiedenen Ballaststoffe wirken (im Gegensatz zum gepressten Saft) bei vielen Fastenden auf natürliche Art abführend und tragen wesentlich zur Entgiftung bei.
- Yoga unterstützt ebenso wie das Wandern in idealer Weise den Fastenprozess. Durch einfache Körper-, Atem- und Meditationsübungen werden die feinen Funktionen des Körpers reguliert. Herz, Nervensystem, Gefäße und Drüsen werden stimuliert, die inneren Organe und die Durchblutung angeregt. Innere autonome Muskelfunktionen, wie die Darmperistaltik, werden entspannt und können wieder ausgewogen funktionieren.
- Chinesische Quantum Methode (CQM) heißt die von Gabriele Eckert entwickelte Technik, mit deren Hilfe Informationsmuster aufgespürt werden können, die Stress verursachen. Diese meist unbewussten Informationsmuster werden in ihrer Wirkung neutralisiert. In der Folge können Stress und dadurch verursachte körperliche Beschwerden verschwinden. CQM ist ein Weg, seine Gedanken und seinen Körper bewusster einzusetzen, um Zugriff auf das Unbewusste zu bekommen und so wieder gesünder und erfolgreicher zu werden.
Susanne Behm zeigt in ihren Seminaren auf dem Fastenhof, wie jeder alltagstauglich seine Gesundheit optimieren und dadurch eine dauerhafte Verjüngung von innen erreichen kann. Sie motiviert ihre Seminarteilnehmer, sich ihren persönlichen gesunden Lebensstil zur Gewohnheit zu machen.