Was Sie noch nicht über das Fasten wussten und sich vielleicht auch nicht zu fragen trauten
Über das Fasten ist generell schon sehr viel geschrieben worden. Der gesundheitliche Effekt und die präventive Wirkung des Fastens sind vielen Menschen bekannt. Beim Fasten werden in den Körperzellen geschädigte Zellbestandteile abgebaut. Dieser Prozess nennt sich Autophagie und konnte von dem japanischen Zellbiologen Yoshinori Ōsumi erstmals vollständig erklärt und nachgewiesen werden. Dass Herr Yoshinori Ōsumi im Jahr 2016 für seine Arbeit den Nobelpreis für Medizin bekam, hat zur weiteren Verbreitung des Wissens über das Fasten beigetragen. Zukünftige Studien in diesem Bereich werden noch mehr Erkenntnisse bringen.
Aber ist Ihnen neben all diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen bekannt, dass man beim Fasten herzhaft und viel lachen kann? Seit 2016 begleite ich im Kloster Pernegg Menschen bei Ihrer Fastenauszeit. Somit habe ich für den diesjährigen Magazinbeitrag einmal anders nachgedacht und meine Erinnerung durchforstet. Gefunden habe ich Wissenswertes, Kurioses und viel zum Schmunzeln. Zumindest hoffe ich das.
Wussten Sie, dass Minimalisten bei unseren Packlisten die Hände über den Kopf zusammenschlagen?
Auch ohne Studien ist es erwiesen, dass Fastengäste im Durchschnitt mit eineinhalb Koffern anreisen. Ein Minimalist, der mit dem Fasten im Hinblick auf die Einfachheit liebäugelt, wird spätestens, wenn er nach Anmeldung eine Packliste von mir zugeschickt bekommt, herausgefordert. Ja, Fasten ist einfach. Ja, es braucht nicht viel. Aber es gibt eine Menge an Hilfsmitteln, Utensilien und Anwendungen, die den Fastenstoffwechsel unterstützen können. Und dann kann schnell eine Reisetasche zu wenig werden. Während wir das Essen in dieser Woche weglassen, fasten wir nicht an Gepäck. Vergessen Sie also nicht Ihre Wärmeflasche mitzubringen. Auch im Hochsommer. Ihre Leber freut sich über die wärmende und liebevolle Zuwendung.
Wussten Sie, dass es Dinge in manchen Fastenkoffern gegeben hat, die Sie nicht erwartet hätten?
Man könnte nun annehmen, dass es klar ist, dass die Fastengäste beim Einpacken auf zusätzliches Essen verzichten können. Im Laufe der Jahre haben sich bei gemütlichen Gesprächen am letzten Abend sehr humorvolle Geschichten ergeben. Dabei haben Fastengäste immer wieder „gestanden“, dass aus einer Befürchtung heraus, das eine oder andere Essbare in den Koffer gewandert ist. Natürlich frage ich dann nach, was denn eingepackt wurde. Die zwei außergewöhnlichsten Dinge, die mir dann verraten wurden, waren erstens ein Glas Pistaziencreme. Die Fastenteilnehmerin hat sich diese Creme von ihrem Urlaub aus Italien nach Pernegg mitgenommen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass sie das Glas verschlossen wieder mit nach Hause genommen hat. So konnte die Pistaziencreme auch mal Waldviertler Luft schnuppern. Der zweite Gegenstand mag noch mehr überraschen. Ein Fastengast erzählte mir, dass er sich Kaffeebohnen eingepackt hat. Dass man während dem Fasten auf Kaffee verzichtet, war für ihn nachvollziehbar und auch kein Thema. Aber auf den Geruch wollte er nicht verzichten. So hat er jeden Morgen ein paar Kaffeebohnen zwischen den Fingern gerieben und sich am Duft erfreut. Genau dieser Fastengast hat mir heuer erzählt, dass es nun ein Parfüm gibt, dass sich doch tatsächlich Croissant Café nennt und nach Kaffee duftet. Seine Kinder haben es ihm schon zum Geburtstag geschenkt.
Wussten Sie, dass für eine Fastenwoche, wesentlich mehr Unterwäsche als für einen anderen Urlaub eingepackt wird?
Ein langjähriger Fastengast erzählte mir einmal bei einem Spaziergang, dass früher auf der Packliste die Empfehlung draufstand, für eine Fastenwoche mehr Unterwäsche als üblich einzupacken. Dieser Hinweis sei im Laufe der Jahre von der Packliste verschwunden, erzählte er mir weiter und er fragte mich, warum dem so sei? Eine junge Dame, die neben uns ging, musste bei dieser Frage lachen. Sie meinte, wenn sie diese Empfehlung gelesen hätte, würde sie sofort an die Zeit denken, als ihre Kinder klein waren und sie bei Ausflügen für etwaige Hopplas das Doppelte an Wäsche und Unterwäsche eingepackt hatte. Wahrscheinlich sei diese Assoziation der Grund, warum der Hinweis nach Anzahl der einzupackenden Unterwäsche nicht mehr auf der Packliste ist, meinte sie bestimmt. Aber wie ist es denn nun wirklich? Packen die Fastengäste mehr Unterwäsche ein als bei anderen Reisen? Wie ist es denn mit der Fastenleiterin selbst? Ich überlege und komme zu dem Schluss, dass auch ich in einer Fastenwoche häufig meine Kleidung wechsle. Das Programm für eine Fastenwoche ist sehr abwechslungsreich. Wir gehen bei jedem Wetter in der Früh ins Freie. Dann ziehe ich mich für den Morgentee um. Das nächste Mal wechsele ich mein Gewand für die Entspannungseinheit am Vormittag und am Nachmittag geht es wieder hinaus ins Freie, usw. Ja, wenn ich so überlege, packe auch ich mehr Wäsche und auch mehr Unterwäsche ein als sonst. So, nun ist auch diese Frage geklärt.
Wussten Sie, dass Ihr Schrittzähler im Kloster Pernegg neue Glücksgefühle hervorbringen kann?
Dass Bewegung beim Fasten sehr wichtig ist, ist allgemein bekannt. Auch, dass wir diese Bewegung draußen machen sollen, ist keine große Neuigkeit. Dass man bei Schlechtwetter innerhalb des Klosters auf 10.000 Schritte am Tag kommt, mag überraschen. Ein Fastengast zeigte uns eines Abends zufrieden seinen Schrittzähler und meinte, trotz heftigen Regens und Indoor-Entspannungs-Programm sei er an diesem Tag auf seine 10.000 Schritte gekommen. Wie denn dies möglich sei, wollten nun alle anderen Fastengäste wissen. Auch ich war erstaunt. Nachdem er seinen Tag für sich rekapitulierte, erzählte er uns, dass er im Schnitt für jede Aktivität 3-4mal ins Zimmer zurückgehen musste, weil er etwas vergessen hatte. Ebenso als er im Zimmer war, musste er mehrmals hin und her gehen, weil er auch da verschiedenes vergessen hatte. Die anderen Teilnehmerinnen lachten und meinten dies sei dann wohl mehr ein Hinweis auf eine Fastenvergesslichkeit. Der Fastengast ließ sich von seiner Zufriedenheit über seine sportliche Bewegung nicht abbringen und meinte nur: „egal warum, ich habe heute 10.000 Schritte gemacht“.
Wussten Sie, dass man Wasser wie einen edlen Tropfen verkosten kann?
Beim Fasten müssen Sie viel, wirklich viel, trinken und bevor Sie an etwas anderes denken, Wasser ist gemeint, Im Kloster Pernegg haben wir viele verschiedene Möglichkeiten Wasser zu trinken. Leitungswasser und Mineralwasser, in stiller oder milder Form, mag noch sehr geläufig sein. Aber darüber hinaus gibt es eine Umkehrosmoseanlage und eine Anlage, die Wasser mit Magnesium anreichert. Weiters gibt es Zitrone, Kräuter und Ingwer, die das Wasser verfeinern können. Auch Basenpulver und Heilerde können in das Wasser gemischt werden. Ausgehend von diesen vielen Möglichkeiten haben wir uns an einem Abend die Freude gemacht und alle verschiedenen Varianten, die am Tisch waren, gezählt. Daraus entstand eine lustige Wasserverkostungen mit einer klosterintern Falstaff Bewertung. Wie Sie sich wahrscheinlich denken können, hat es das Osmosewasser angereichert mit Basenpulver, nicht unter die Top drei geschafft.
Wussten Sie, dass man das Kloster Pernegg auch in Australien kennt?
Sie mögen nun denken, dass sei wegen der bekannten Verwechslung von Austria und Australien. Aber nein, das ist es nicht. Meine Schwiegertochter kommt aus Australien. Bei einem Heimaturlaub, der nach der Pandemie wieder möglich war, hat sie bei einem Besuch bei ihren Verwandten, nebenbei erzählt, dass ich im Kloster Pernegg Fastenbegleiterin bin. „fasting, fasting, why is this so familiar? Fasten, Fasten, warum ist mir das so bekannt?“ fragte ihre Tante laut vor sich hin. Und so wie es manchmal etwas braucht, bis sich die Erinnerungskreise schließen, ist dieser Tante erst eine Woche später eingefallen, dass die Tochter ihrer besten Schulfreundin, nach Deutschland ausgewandert ist. Diese Tochter hat ihrer Mutter erzählt, dass sie regelmäßig in einem Kloster in Österreich fastet. Und ja dieses Kloster ist das Kloster Pernegg. Die Welt ist ein Dorf, werden Sie nun denken und ich gebe Ihnen recht.
Zusammenfassend hoffe ich, dass Sie bei diesen kleinen Anekdoten ein wenig schmunzeln mussten. Humor und die humorvolle Betrachtung von Problemen sind übrigens wesentliche Ressourcen, die uns bei der Bewältigung von Stress unterstützen können. Dadurch wächst unsere Widerstandskraft, auch Resilienz, genannt. Im Kloster Pernegg biete ich u.a. immer wieder Themenfastenkurse im Bereich Stressbalance und Resilienz an.
Natascha Zickbauer
ist seit 2016 Fastenbegleiterin
im Kloster Pernegg
und freut sich Sie bei Ihrem Fastenerlebnis
begleiten zu dürfen.
Text und Bilder © Natascha Zickbauer