Ein Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin der Detox-Wandertage bei Heike Holz
Nachdem ich einige Male vergeblich versucht habe, in Eigenregie zu fasten, finde ich mich mit gemischten Gefühlen auf dem Weg zu einem „Fasten-Wanderseminar“. Recht skeptisch, ob mir das überhaupt gefällt und ob ich das im Gegensatz zum häuslichen Fasten durchhalte. Etwas Magengrummeln verspüre ich auch, wenn ich an die Gruppe denke: „Was das wohl für Leute sind? Sind das alle Fastenprofis und absolvieren diese Tage mit links?“
In den letzten Tagen habe ich bereits kein Fleisch, Süßigkeiten und Alkohol zu mir genommen. Viel Gemüse, Obst und Reis standen auf meinem Speiseplan, ich verzichtete schon ganz bewusst auf die vielen fettigen, ungesunden Sünden, die ich mir in der Mittagspause häufig beim Imbiss ums Eck hole, weil es einfach bequem ist. Der abendliche Rotwein und die „Belohnungsschokolade“ wurden auch gestrichen. Schon alleine das erfordert Disziplin - wie soll ich dann die kommenden Tage durchhalten, so gehen mir die Gedanken durch den Kopf.
Die warnenden Worte von meiner Ärztin klingen mir im Ohr, die erhöhten Cholesterinwerte, der hohe Blutdruck, mein Übergewicht – sie drückte mir nach meinen eigenen gescheiterten Fastenversuchen ein Flyer in die Hand mit den Worten, ob nicht das das Passende für mich sei. Am meisten stört mich ja meine Neurodermitis, insgeheim hoffe ich natürlich, dass sich diese auch bessern würde.
Meine Stimmung wird schon etwas besser, als ich bei regelrechtem Kaiserwetter durch die charmanten Dörfchen dieser alpinen Voralpenlandschaft fahre. Der urige Gasthof mitten auf einem Hochplateau in den Bergen und der freundliche Empfang an der Rezeption lassen schon fast eine Vorfreude auf die kommenden Tage aufkommen.
Um 14 Uhr kommt die gesamte Fastengruppe zum ersten Treffen zu einem Kennenlern-Spaziergang zusammen. Ich bin gespannt, abwartend, skeptisch, meine Motivation hält sich in Grenzen – doch das ändert sich schlagartig, als ich von Heike und Jakob (die Leiter der Fasten-Wandertage) herzlich begrüßt werde und mir die gesamte Gruppe gleich vertraut-sympathisch erscheint. 15 Teilnehmer haben sich zusammengefunden, bei einigen gibt es ein großes Hallo – sie kennen sich schon von den vergangenen Fasten-Wandertagen.
Die erste kleine Wanderung lässt meine Laune immer besser werden. Ich fühle mich wohl, Hunger habe ich keinen, ich stelle schnell fest, dass es einige „Anfänger“ beim Fasten gibt, die noch gar keine Erfahrungen damit haben. Andere scheinen echte Profis zu sein, die seit Jahren regelmäßig ihrem Körper eine Detox-Zeit gönnen.
Die Landschaft begeistert mich sehr, die auffallend gute Luft, der strahlendblaue Himmel, die saftigen Wiesen, die Berge – ich kann mich gar nicht satt sehen.
Am Abend gibt es dann die erste Fastensuppe. Eine Gemüsesuppe ohne Salz, Fett und Kohlehydrate. Ich erinnere mich, dass das ja genau so in der Beschreibung dieses Detox-Programms gestanden hat: Es gibt Smoothie, Rohkost und Fastensuppe – wirklich Hunger hat der Körper nicht, er bekommt genug zu essen. Doch kalorisch ist es so wenig, dass er dann doch auf seine Reserven zugreift, der Entgiftungs-/ Reinigungsprozess also vonstatten geht und sogar auch neben anderen positiven Begleiterscheinungen die Pfunde purzeln würden. Na, ich bin gespannt.
Nach einer erholsamen Nacht treffen wir uns schon morgens früh um 7.30 Uhr zur Fasziengymnastik – zuerst dachte ich, wozu soll denn das gut sein? Ich könnte mich ja auch einfach noch mal im Bett umdrehen – doch nachdem mir die „Profis“ versichert haben, dass ich das auf jeden Fall machen solle, es hätte wunderbare Wirkungen, finde auch mich dort ein und kann mich von der Wohltat der Übungen überzeugen. Alle Restmüdigkeit scheint aus den Gliedern zu verschwinden.
Zum Frühstück gibt es neben dem Fastentee und Wasser auch einen Smoothie – kaum zu glauben, dass so etwas schmecken kann und dass dieses grüne, cremige Getränk auch noch satt macht. Gleich nach dem Frühstück treffen wir uns zu unserer täglichen Wanderung. Zu Hause gehe ich ja eher ungern spazieren, doch hier in dieser bezaubernden Landschaft und in der Gruppe macht das richtig Spaß. Ich genieße einerseits die unterhaltsamen Gespräche mit den anderen Teilnehmern, andererseits empfinde ich auch die Natur-Meditationen und das zeitweise Wandern im Schweigen als sehr wohltuend. Ich wundere mich im Laufe der täglichen Wanderungen über mich, wie ich mich so für die Natur, die frische Luft und für diese Art der Bewegung begeistern kann.
An diesem ersten Tag fühle ich mich sehr wohl, Hunger verspüre ich überhaupt nicht – im Laufe des Vormittags schleichen sich starke Kopfschmerzen ein, die wohl auf den Verzicht von Kaffee zurückzuführen sind. Doch hier bekomme ich den Tipp, in der Mittagspause direkt einen Einlauf zu machen, dieser würde mit großer Sicherheit helfen. Nach dem Rohkost-Mittagessen probiere ich das direkt aus – ich mache einen Einlauf (sehr angenehm, ich dachte immer, dass es eher etwas Ekliges ist) und nutze die Zeit für einen Mittagsschlaf. Tatsächlich: Als wir uns dann am späten Nachmittag in der Gruppe zu einer gemeinsamen Fußreflexzonen-Anwendung (das soll auch zum Entgiften gut sein) treffen, bin ich von meinen Kopfschmerzen befreit.
Die tägliche ungewohnt lange Mittagspause empfinde ich über die ganzenTage hinweg als sehr wohltuend. Oft schlafe ich einfach, mache einen Leberwickel, gehe ich die Bio-Sauna. Ich spüre, wie mein gesamtes System zur Ruhe kommt, jetzt erfahre ich, was es bedeutet, wenn Körper, Geist und Seele in Einklang kommen.
Am Abend gibt es dann wieder eine Fastensuppe – dieses Mal eine Karotten-Ingwer-Suppe – sehr schmackhaft, obwohl sie ja ohne Salz zubereitet ist. Ich staune über mich selbst, dass ich den ganzen ersten Tag nie wirklich Hunger verspüre. Rückblickend betrachtet habe ich während der gesamten Fastenzeit keinen Hunger gehabt – teilweise hatte ich Lust und Appetit auf die kommende Mahlzeit, doch kam es auch vor, dass ich nicht einmal Appetit hatte, sodass ich dann diese Mahlzeit auch ausfallen ließ. Ein wunderbares Gefühl, den Körper so genau wahrzunehmen, hinzuspüren und nicht einfach aus Gewohnheit zu essen.
Die Detox-Wandertage sind geprägt von Ritualen, von festen Abläufen, aber auch von der Vielseitigkeit und der Abwechslung. Vieles wird angeboten, jeder kann ohne Zwang daran teilnehmen – doch ich nichts ein Muss. Als neugieriger Mensch habe ich überall teilgenommen, schließlich bieten auch alle Angebote einen Mosaikstein zum Entgiften und zum Entsäuern.
Am dritten Tag habe ich so etwas, was wohl als Fastentief bezeichnet wird. Meine Stimmung ist schon morgens beim Aufwachen auf dem Nullpunkt, ich bin einfach traurig – grundlos – frustriert, stelle mein ganzes Tun in Frage. Ich quäle mich aus dem Bett, um zumindest an der Fastengymnastik teilzunehmen. Dann schleppe ich mich zum Smoothie-Trinken, der mir heute überhaupt nicht schmeckt – viel zu grün, viel zu viel Gurke, zu wenig Apfel. Ich glaube, heute wäre mir weder ein Smoothie noch ein anderes Essen recht gewesen – das ist die „Projektion“ der eigenen Unzufriedenheit auf andere Dinge und Personen, wie ist heute weiß. Schon während des Trinkens spüre ich eine Übelkeit aufsteigen, wie ein Stein im Magen. Eigentlich mag ich gar nicht bei der heutigen Wanderung dabei sein. Doch andererseits sind es immer sagenhaft schöne Touren, die Gesellschaft wird mich auch ablenken, die Bewegung tut mir gut, wie ich schon in den letzten Tagen erfahren durfte.
Doch während des Gehens wird meine Übelkeit immer stärker. Nach einerknappen halben Stunde muss ich mich übergeben. Ich habe das Gefühl, dass irgendein aufgestauter Ärger, eine nie ausgesprochene Wut meinen Körper verlässt. Der Kloß im Magen wird leichter, ich fühle mich wie befreit.
Die Gruppe hat auf mich gewartet, ich komme sichtbar erleichtert, richtig verändert wieder zurück, die Wanderung kann glücklicherweise ohne weitere Hindernisse fortgesetzt werden. Heike bestätigt mein Gefühl, was ich während des Erbrechens hatte, dass sich bei Fasten auch häufig heruntergeschluckte negative Emotionen lösen würden. So kommt es auch zu der Aussage, dass eine gut getragene Fastenwoche auf allen Ebenen wirkt: körperlich, seelisch, geistig und emotional.
Am Nachmittag dieses dritten Tages gibt es noch ein besonderes Atemerlebnis: Den Verbundenen Atem. Was hier neben einer starken Entsäuerung noch geschieht, ist so tiefgehend, dass ich das jedem wirklich nur empfehlen kann. Darüber berichte ich gerne mal separat.
Der fünfte Tag bringt eine für mich riesige Überraschung und Freude: Mein Hautbild hat sich völlig verändert. Die trockene Neurodermitis-Haut, das Schuppige und teilweise Pickelige hat sich stark verbessert, es wirkt fast wie verschwunden.
Inzwischen habe ich mich so sehr an diese leichte Form des Essens gewöhnt, dass ich immer mehr mit dem Gedanken schwanger gehe, die Detox-Tage in dieser oder zumindest geschwächten Form für mich zu verlängern. Ich spüre, in meinem Körper eine schon längst vergessene Leichtigkeit, mehr Beweglichkeit, als würde alles in mir aufatmen. Mein Hosenbund sitzt lockerer, die Bluse spannt nicht mehr über den Bauch. Ich habe in diesen Tagen so viel über gesunde Ernährung erfahren, dass mir klar ist, warum ich in den letzten Jahren so zugenommen habe und von den ein oder anderen Zipperlein geplagt bin.
Als nach sieben Tagen mit dem Fastenbrechen, einem selbstgebackenen glutenfreien Brot und leckeren Gemüse-/Kräuter-Aufstrichen der Abschied naht, bin ich mir sicher, dass ich es mir wert bin, mir diese Detox-Auszeit mindestens einmal im Jahr zu gönnen.
Zu Hause merke ich deutlich, was ich noch aus diesen Detox-Tagen mitgenommen habe: Ein positives Lebensgefühl, welches bis heute anhält; ich fühle mich so gut erholt wie noch nie nach einem üblichen Urlaub;ich schmecke und rieche viel intensiver – jetzt ist mir bewusst, wie extrem süß und salzig unsere Nahrung oft ist; mein Schlaf ist tiefer und ich wache erholt und fit auf; ich verspüre eine größere Klarheit in meinem ganzen Denken.
Vier Wochen nach diesen Fasten-Wandertagen möchte ich es wissen: Ich gehe zu meiner Ärztin. Beinahe hätte sie mich nicht wiedererkannt. Gut acht Kilo habe ich abgenommen, meine Neurodermitis ist abgeheilt, mein Blutdruck ist im Normalbereich und die Cholesterinwerte sind optimal. Ein weiterer Erfolg, der mich anspornt, auch zu Hause einen achtsamen Umgang mit dem Essen zu pflegen: Einfach mehr Gemüse, mehr Obst, anstatt Fleisch und Wurst viel Hülsenfrüchte. Käse wird häufig durch schmackhafte Aufstriche ersetzt.
Während ich über diese wunderbare Erfahrung schreibe, steht ein großes Glas Quellwasser auf meinem Schreibtisch, welches wir auch immer in der Fastenzeit getrunken haben. Dieses lebendige Wasser wirkt wie ein „Erinnerungsanker“, der automatisch auch mein positives Lebensgefühl verstärkt.
Quelle: Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin des Detox-Fasten-Wanderns bei Heike Holz
Text: Brigitte S., Amberg, 29.12.20
Bilder: © Heike Holz