KLOSTER PERNEGG | 04/2024 | Ines Haller
Wie gut kann ein Apfel schmecken!
Nein, ich war auf keiner Genussreise - obwohl...irgendwie schon.
Genussreise nicht im klassischen Sinn mit essen und trinken, weil ich nämlich eine Woche im Kloster Pernegg war um zu fasten und beim Fasten gibt es ja bekanntlich eher weniger als mehr zu essen. Dennoch war es eine Genussreise, denn ich konnte viele andere Dinge genießen während dieser Woche - Ruhe, Natur, Entschleunigung, Entspannung und eine ganz tolle Gruppe, mit der ich diese Reise zu mir machen durfte.
DIE ANREISE
Vom Franz-Josefs-Bahnhof geht es in 1,5 Stunden direkt nach Hötzelsdorf-Geras. Dort kann man sich mit dem Taxi abholen lassen.
DIE UNTERKUNFT
Das Kloster Pernegg ist ein wunderbarer Ort um zu fasten. Es ist alles darauf ausgerichtet und man ist perfekt versorgt. Die Zimmer sind groß und hell. Ich habe viel Zeit am Zimmer verbracht, weil man sich einfach viel ausruht und Zeit hat um zu lesen oder einfach nur zu sein. Es gibt ein großes Doppelbett und man kann zwischen zwei Matratzenvarianten wählen - weicher oder härter. Die Decke und die Handtücher für den Leberwickel liegen bereit. Es gibt einen Wasserkocher und auch alle anderen Utensilien, die man evtl. brauchen kann, sind am Zimmer vorhanden. Die Austattung im Bad ist funktional, aber man hat alles was man braucht und wir sind ja schließlich auch im Kloster.
Der generellen Entspannung sehr zuträglich sind auch die tollen Massagen. Es gibt ein sehr umfangreiches Angebot an selbigen und sie waren allesamt toll. Auch eine Sauna und ein paar Fitnessgeräte stehen zur Verfügung.
DIE VERPFLEGUNG
Viel zu essen gab es naturgemäß nicht, aber das was es gab, war wunderbar. Der Start in die Fastenwoche beginnt mit einem Abendessen und einem Entlastungstag. An den Tagen, an denen es Essen gibt, startet man mit dem Vitalfrühstück. Da gibt es dann das köstliche Pernegger Müsli, Rohkost und Obst. Mittags wieder leichte Kost in Form von Kartoffeln und Gemüse und am Abend Suppe. An den Fastentagen gibt es in der Früh Tee, Mittags den Obst- und Gemüsesaft und am Abend Gemüsebrühe. Ich habe vor Jahren schon gefastet, dies allerdings zu Hause und ich habe für mich entschieden, nur mehr extern zu fasten. Der Grund ist, dass ich zu Hause nie so gute Säfte und Suppen hatte, wie diesmal in Pernegg. Die Säfte sind frisch und schmecken richtig gut. Auch die Gemüsebrühe am Abend schmeckt wunderbar und gibt Kraft. Obwohl es "nur" eine klare Brühe ist, wird man aber trotzdem satt. Mein Dank an dieser Stelle an das Team im Kloster Pernegg. Wir wurden toll versorgt. Das Nicht-Essen wird zelebriert. Man sitzt in einem wunderschönen Raum und der Tisch ist liebevoll gedeckt. In der Teeküche stehen immer Thermoskannen mit Tee bereit, aber es gibt auch eine sehr große Auswahl an offenem und Tee in Beuteln. Ingwer und Zitrone stehen auch bereit und man kann sich jederzeit nach Lust und Laune mit Flüssigem versorgen. Eine der Hauptbeschäftigungen in dieser Woche ist nämlich trinken.
Und dann kommt der Tag des Fastenbrechens - der Tag des Apfels.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich kurz vor dem Fastenbrechen echt ein bisserl nervös war. Der Tisch war noch eine Spur schöner gedeckt als sonst und wir waren alle in heller Vorfreude. Ich sag euch - so ein Apfel ist einfach traumhaft. Wenn man 4,5 Tage nicht gegessen hat, ist er noch eine Spur traumhafter. Ich habe jeden Bissen genossen und in Stille und ganz langsam meinen Apfel zelebriert. Ich habe noch nie so langsam einen Apfel gegessen und ich habe auch noch nie einen Apfel so genossen wie an diesem Tag.
DIE AUSFLÜGE
Viele Ausflüge im klassischen Sinn habe ich in der Woche nicht gemacht. Im Rahmen des Programms gab es Yogaeinheiten und Wanderungen. Ich bin dann teilweise auch alleine im Wald spazieren gegangen, aber der Radius war nicht sehr groß. Aber ehrlich gesagt hab ich gar nicht mehr gebraucht. Das Kloster liegt direkt am Wald und dort kann man sehr schöne längere und kürzere Runden gehen - je nach Lust, Laune und Tagesverfassung. Der Weg der Stille ist eine sehr schöne kleine Runde durch den Wald. Entlang des Weges kommt man bei der wild romantischen Nikolaikirche vorbei und geht über die schöne Aumühlbrücke auf zu neuen Ufern.
Wer Kraft und Lust auf eine größere Runde hat, kann dieser Lust auf dem Pernegger Rundwanderweg nachkommen.
Mittellang ist dann wieder die Laufrunde von Pernegg.
DAS FAZIT
Ich zitiere Astrid Lindgren: Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.
Diese Zeit habe ich mir in dieser Woche bewusst genommen. Klar geht es vorrangig um das Fasten, wobei ich sagen muss, dass wir verhältnismäßig sehr viel vom Essen geredet haben, dafür dass es eigentlich eine Fastenwoche war. ;-) In der Gesamtheit geht es aber um Entschleunigung, Besinnung, Reduzierung und ja, Zeit haben um einfach da zu sitzen.
Ich habe mich für die Woche mit Yoga & Meditation entschieden und dementsprechend wurde das Fasten durch Yogaeinheiten und Meditationen untermalt. Begleitet wurden wir in der Woche von Romana Muth und ich möchte mich an der Stelle auch gleich bei ihr bedanken. Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Romana hat immer alles sehr gut erklärt und war für uns da. Sie hat jede Stunde anders gestaltet und sich immer eine kleine Besonderheit einfallen lassen. Speziell den letzten Abend mit Lagerfeuer fand ich sehr schön und stimmig - vielen Dank dafür!
Und auch bei meiner Gruppe möchte ich mich bedanken. Es war eine tolle Gruppe und wir hatten viel Spaß zusammen. Eine der Teilnehmerinnen hat es so treffend gesagt: es war keine Zwiderwurzn dabei. Eigentlich hatte ich vor, dass ich sehr viel Zeit alleine in Stille verbringe, aber nachdem die Gruppe so nett war und ich so viele schöne Gespräche führen durfte, war es weniger still als geplant.
Mir hat diese Woche wieder sehr viel Energie und ein bisschen weniger Gewicht gebracht. Aber nicht nur das, es war eine Woche raus aus dem Alltag, die mir gezeigt hat, dass ich viel schaffen kann und ich bin stolz und zufrieden wieder nach Hause gefahren.
Und für diejenigen, die jetzt vielleicht sagen, dass es einem in der Gruppe vielleicht auch mal zu eng werden könnte. Das Programm ist ein Angebot und keine Verpflichtung.
Alles kann, nichts muss.
Quelle: Sustainable Trainalista
Text: Ines Haller, 04/2024
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Bilder:
Außenansicht im Frühling - Kloster Pernegg © Natascha Zickbauer
Haus Augustinus Zimmer F © Schewig Dieter
Klosterhof © Lipp Cordula
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